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DAS MAGAZIN DER STADTBETRIEBE SIEGBURG Nr. 9 I Januar 25 |
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- Editorial - Mascha Kaléko
- Kultur - EXIL
- Exilkunst 1933-1945 - Die verschollene Generation - "Laura" und "Casablanca" - Filmklassiker im Stadtmuseum - "Der liebe Unhold" René Halkett - Nachtgedenken. Lesekonzert mit Partricia Prawit - Auf ein Buch... Mit Lioba Herhaus - "Man emigriert auf Lebenszeit". Vortrag Thomas B. Schumann - Kunst und Brot: EXIL-Kunst in Deutschland heute - Matinee über EXIL-Kunst - Ein Klavierabend mit verfolgten Künstlern - Die zersägte Dame. Ausflüge ins Berliner Kabarett - Neuland - "Die Tränen, die auf Tasten fallen sollten, haben Deinen Brief benetzt." Konzert-Lesung - EXIL und Migration aus Siegburger Sicht. Stadtführungen
- Vorschau
- Marcel Kösling - Frau Höpker bittet zum Gesang - Feuerwerk der Saitenkunst
- Programm
- Alle Termine, alle Veranstaltungen
- Projekte
- Geothermie und ein erhabenes Becken - Ladepark - Alte Fenster für das Museum
- kreuz und quer
- Open Library eröffnet - Fit für die Zukunft - Vorweihnachtliches Mittelalter in Siegburg. Ein Rückblick
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Editorial
EXIL - zum 50. Todestag von Mascha Kaléko
Es gibt wohl nur wenige Künstlerpersönlichkeiten im 20. Jahrhundert, deren Leben und Werk so von Heimatlosigkeit und Migration gezeichnet ist, wie die Dichterin Mascha Kaléko (1907 – 1975). Kaléko war zeitlebens eine Emigrierende. Nach Deutschland, in die USA, nach Israel. Entstanden ist dabei ein großartiges Werk lakonischer, ironischer, zerbrechlicher Gedichte.
Als Siebenjährige kommt Mascha Kaléko auf der Flucht vor antijüdischen, russischen Pogromen nach Deutschland. Im Berlin der zwanziger Jahre findet sie im Umfeld der künstlerischen Boheme Heimat und literarischen Erfolg. Noch im Januar 1933 erscheint ihr erstes Buch.
Nach 33 bleibt sie in Berlin, bis sie sich im letzten Moment 1938 zur Flucht in die USA entschließt. 1956 wird sie in Deutschland für die Wiederauflage ihres ersten Buches gefeiert. Die Berliner Akademie der Künste will ihr den renommierten Fontanepreis verleihen. Als sie erfährt, dass ein Mitglied der Jury bei der SS gewesen ist, lehnt sie ab. Das nehmen ihr viele übel. Mascha Kaléko gerät wieder in Vergessenheit.
Ihrem zweiten Mann zuliebe geht sie 1959 mit nach Israel, bezeichnet es selbst als „Heimkehr ins Land der Väter“. Es werden Jahre großer Einsamkeit und Isolation. Als deutschsprachige Dichterin kommt sie in Israel buchstäblich nicht vor.
1974, nach dem Tod ihres Mannes, überlegt sie, nach Berlin zurückzukehren. Es bleibt eine Idee. Mascha Kalèko stirbt am 21. Januar 1975, fast auf den Tag genau vor 50 Jahren, in Zürich – auf der Durchreise.
Mehr über Mascha Kaléko, ihr Leben und Werk, auch einige Texte, wie das kurze, scheinbar harmlose und doch großartige Exil-Gedicht „Der kleine Unterschied“, das wir leider aus Gründen des Urheberrechts hier nicht wiedergeben dürfen, finden sich hier. Ein Blick hinein lohnt sich!
Ihr PRO SPECT Team
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EXIL Logo (Gestaltung: Tordis Radermacher) |
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Exilkunst 1933-1945 Kunst, Literatur, Musik, Film
Die Diktatur des Nationalsozialismus 1933-1945 zwang rund eine halbe Million Menschen ins Exil, darunter zehntausende Kulturschaffende aus Bildender Kunst, Literatur, Musik, Theater, Film, ein großangelegter Aderlass der Kulturszene in Deutschland, die in den 1920er Jahren eine der lebendigsten und innovativsten der westlichen Welt gewesen war. Einige der verfemten Künstlerpersönlichkeiten gehören zum allgemein bekannten Kultur-Kanon, darunter Anna Seghers, Thomas und Heinrich Mann, Max Ernst, Friedrich Hollaender oder Fritz Lang. Die Mehrheit der KünstlerInnen verloren jedoch ihre berufliche Existenz, viele wie Mascha Kaléko gerieten in Vergessenheit.
Der Kölner Sammler Thomas B. Schumann widmet sich seit Jahrzehnten dieser „verschollenen Generation“. Mit großem persönlichem Engagement spürt er Gemälde und Zeichnung vergessener KünstlerInnen auf, die zwischen 1933 und 1945 ins Exil gingen. Inzwischen umfasst seine stetig wachsende Sammlung MEMORIA tausende von Büchern und hunderte von Gemälden und Zeichnungen. Mit dem Programm „Exil – Die verschollene Generation 1933 – 1945“ macht das Stadtmuseum in Kooperation mit dem Katholisch Sozialen Institut, gemeinsam mit der Stadtbibliothek und der Musikschule die vielfach unbekannten Werke dieser Exilgeneration sicht- und hörbar.
Im Zentrum steht eine Kunstausstellung aus der Sammlung Thomas B. Schumanns, die am 26. Januar 2025 parallel in Stadtmuseum und KSI eröffnet wird. Ein Rahmenprogramm erweitert die Perspektive der Ausstellung. Konzerte mit Werken exilierter Komponisten und Vorführungen von Filmen exilierter Regisseure und SchauspielerInnen, Vorträge, Lesungen, Führungen, sowie eine Matinee mit Poetryslam-Texten holen die Werke von KünstlerInnen in die Gegenwart, die vielfach immer noch im Schatten der Vergangenheit gefangenen sind. Das Programm kann nur erahnen lassen, welch dramatischen, kulturellen Einbruch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland und Europa ausgelöst hat.
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Josef Bato, Meeresbrandung mit badenden Frauen, 1928 |
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Die verschollene Generation Ausstellung
Thomas B. Schumann gründete Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts mit der Edition MEMORIA den einzigen Verlag in Deutschland, der ausschließlich Werke von AutorInnen im Programm führt, die der Naziterror ins Exil getrieben hat. Parallel entstand eine Kunstsammlung mit Werken exilierter Kunstschaffender. Inzwischen hat Schumann ein Archiv zusammengetragen, das mehrere tausend Manuskripte und ca. 900 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen umfasst. Rund 90 Gemälde aus dieser Sammlung werden nun im Stadtmuseum und im KSI gezeigt. Etwa 60 Landschaften und Stillleben im Stadtmuseum, etwa 30 Portraits und Menschenbilder im Katholisch-Sozialen Institut. Darüber hinaus präsentiert die Stadtbibliothek einige (zum Teil von der Edition MEMORIA publizierte) Bücher.
Thomas B. Schumann möchte mit der Sammlung und Edition MEMORIA dazu beitragen, die Werke und Biografien der exilierten Kunstschaffenden vor dem Vergessen zu retten, ein Vergessen, das noch nachträglich der auf Vertreibung und Vernichtung ausgerichteten Politik der Nationalsozialisten recht gäbe. Entstanden ist eine einzigartige Sammlung von Meisterwerken und künstlerischen Dokumenten, von denen nun ein besonders sehenswerter Teil in der Ausstellung gezeigt wird - anrührende Portraits, stimmungsvolle Landschaften, unverfängliche Stillleben. Oft scheint in der Farbigkeit und hinter den Motiven – wie zwischen den Zeilen – eine Melancholie und Tristesse auf, die vom erlittenen Schicksal jenseits der Leinwand oder dem Papier zeugt.
30.01.2025, 19.00 Uhr, Stadtbibliothek, Vortrag des Sammlers Thomas B. Schumann zur Ausstellung
15.02.2025 und 15.03.2025, KSI und Stadtmuseum, Führung und Buffet. Buffet im KSI ab 12.30 Uhr, Führung durch die Ausstellung in KSI und Stadtmuseum um 15.00 Uhr mit Thomas B. Schumann.
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"Laura" und "Casablanca" EXIL und Filmklassiker im Stadtmuseum
Technisch und künstlerisch war in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts der deutsche Film weltweit die Avantgarde. Viele Filme, die in dieser Zeit in Deutschland produziert wurden, gelten bis heute als Meilensteine der Filmgeschichte. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor der deutsche Film über Nacht seine Bedeutung. Mehr als 1.500 Filmschaffende flohen ins Exil.
Leben am Existenzminimum, Sprachbarrieren und restriktive Arbeitsgesetze prägten die Situation besonders von SchauspielerInnen. Der Einfluss aber der deutschen Filmschaffenden insbesondere auf den amerikanischen Film war immens. Besonderes sichtbar wird dies am Film Noir, der auf die Bildsprache des expressionistischen Films der 20er Jahre zurückgeht. Zu den Themen gehörten aber auch Krieg, Flucht und Widerstand wie etwa in Casablanca (1942).
Casablanca steht wie kein anderer für das Thema Exilfilm. Zum einen spielt die Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Flucht vor Nazideutschland, zum anderen wirkten an Casablanca wahrscheinlich mehr ExilantInnen mit als an jedem anderen Film. Viele Crew-Mitglieder hatten einen jüdischen Hintergrund, darunter Regisseur Michael Curtiz und der Komponist Max Steiner. Zugleich waren viele Rollen mit Geflüchteten besetzt, darunter Peter Lorre, Paul Henreid und Conrad Veith, aber auch wie S.Z. Sakall als Oberkellner, Madeleine Lebeau als Yvonne, die die Marseillaise gegen die Nazis ansingt, sowie Ilka Grüning und Ludwig Stössel mit dem legendären Exilantendialog: „What watch?“ „Ten Watch.“ „Such much?“.
Otto Premingers Laura gehört neben Die Spur des Falken und Tote schlafen fest zu den Klassikern des Film Noir. Preminger, der jüdische Wurzeln hatte, ging 1935 nach Hollywood und entwickelte sich dort zu einem der wichtigsten Regisseure der Mitte des 20. Jahrhunderts. Mit Laura (1944) prägte er maßgeblich den Film Noir mit. Der Film wurde fünffach für den Oscar nominiert, darunter für die beste Regie. Er erhielt einen für die beste Kamera, die den Film ähnlich berühmt gemacht hat wie die stilprägende Musik.
Samstag, 15.02.2025, 19.30 Uhr, Stadtmuseum Casablanca (1942, Regie Michael Curtiz) > zu den Tickets
Samstag, 15.03.2025, 19.30 Uhr, Stadtmuseum Laura (1948. Regie Otto Preminger) > zu den Tickets
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René Halkett (©Thomas B. Schumann)
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"Der liebe Unhold" von René Halkett Vortrag Thomas B. Schumann. Mit Rezitationen von Susanne Witt.
René Halkett (1900-1983), aus thüringisch-sächsischem Adel stammend, berichtet in „The Dear Monster“ von seinem bewegten Leben als Kadett im Ersten Weltkrieg, Wandervogel, Loheland-Tänzer, Freikorpskämpfer, KPD-Sympathisant, Student am Weimarer Bauhaus, Mitarbeiter von Piscators „Roter Bühne“ in Berlin, Segelflugpionier in Ostpreussen, Maler in der Rhön, Journalist für die „Frankfurter Zeitung“, Emigrant auf Ibiza und in Großbritannien.
Das Buch spannt einen Bogen von den frühen Reformbewegungen der Gründerzeit bis zu den repressiven Strukturen des sog. Dritten Reichs. Halkett beschreibt eindringlich die Entstehung der intellektuellen und künstlerischen Bohème in der Weimarer Republik und veranschaulicht die Wechselwirkungen zwischen individueller Emanzipation und gesellschaftspolitischer Orientierung.
Dies 1939 in London erschienene, erst 2011 von dem Exil-Sammler, Autor und Verleger Thomas B. Schumann unter dem Titel „Der liebe Unhold“ edierte Werk ist eine der bedeutendsten Autobiographien der deutschen Exilliteratur, wie FAZ, NZZ oder Süddeutsche Zeitung einhellig konstatierten: Ein Parforceritt durch die Wirren der Geschichte des 20.Jahrhunderts.
Donnerstag, 06.02.2025, 19.00 Uhr, Stadtbibliothek > zu den Tickets
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Patricia Prawit (© David-Beecroft) |
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Nachtgedenken Ein Lesekonzert mit Patricia Prawit Mit Songs von Edith Piaf, Gilbert Bécaud, Hildegard Knef und Gedichten von Marlene Dietrich.
Zwei Jahrzehnte lang verkörperte die Sängerin und Schauspielerin Patricia Prawit die Rolle der Dietrich in einer glamourösen Gala-Show. In ihrem neuen poetisch-musikalischen LeseKonzert nähert sie sich dem unsterblichen Mythos "Marlene" von einer anderen Seite.
Die unterhaltsame Mischung aus Anekdoten, Bildern und Musik (Friedrich Holländer, Burt Bacharach usw.) gibt dem Zuschauer fernab von den sich stets wiederholenden Marlene-Biografien und -Klischees wunderbare Einblicke in weniger bekannte Facetten der Ausnahme-Künstlerin.
Nach dem gleichnamigen Buch von Marlene Dietrich und Rainer Pfleiderer, Bertelsmann 2005.
Donnerstag, 20.02.2025, 19.00 Uhr, Stadtbibliothek > zu den Tickets
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Auf ein Buch... Bücher-Talk mit Lioba Herhaus
Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Carl Zuckmayer, Oskar Maria Graf: Lioba Herhaus empfiehlt bedeutende Werke der Exil-Literatur.
Ihr persönlicher Favorit: Murmeljagd – ein Buch von Ulrich Becher, der, geboren 1910 in Berlin, Deutschland verließ, als sein 1932 erschienenes Debüt Männer machen Fehler 1933 von den Nationalsozialisten als sogenannte entartete Literatur verbrannt wurde.
Murmeljagd ist einer der großen Romane über Vertreibung und Exil, über ein Leben im Ausnahmezustand, über Wahn und Bedrohung.
Samstag, 22.01.2025, 15.00 Uhr, Stadtbibiothek > zu den Tickets
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"Man emigriert eben auf Lebenszeit" (Georg Stefan Troller) Thomas B. Schumann über den immensen Verlust infolge der Vertreibung tausender Kulturschaffender ins Exil und KZ während des Nationalsozialismus
Einführung in die Ausstellung
Tausende Künstlerinnen aller Disziplinen wurden ab 1933 von den Nationalsozialisten verfemt und verfolgt, ihre Werke verboten und vernichtet, sie selbst zur Emigration gezwungen oder in Konzentrationslager verschleppt. Auch rund zweitausend AutorInnen und eintausend bildende KünstlerInnen waren davon betroffen. Viele von ihnen gerieten nach 1945, als man sich literarisch für die „Gruppe 47“ und in der Kunst für die Abstraktion interessierte, zu Unrecht in Vergessenheit.
Sie wieder bekannt zu machen, engagiert sich seit vielen Jahren der Sammler, Autor und Verleger Thomas B. Schumann, der viele der betroffenen KünstlerInnen und AuorInnen noch persönlich getroffen hat. 2017 erhielt er für seine Exil-Arbeit den renommierten Hermann-Kesten-Preis. In seinem Vortrag berichtet er von den schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Verfolgten und Exilierten, stellt exemplarische Fälle vor und erläutert Entstehung, Ausrichtung und Intention seiner 900 Werke umfassenden Kunstsammlung, die Grundlage des in Bonn geplanten „Forums Exilkultur“ ist.
Donnerstag, 30.01.2025, 19.00 Uhr, Stadtbibiothek > zu den Tickets
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Kunst und Brot (© Montage:artigart.de) |
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EXIL-Kunst in Deutschland heute Aus der Reihe "Kunst & Brot", der philosophischen Talk-Runde mit Rüdiger Kaun und Jürgen Röhrig
Künstlerinnen und Künstler im Exil, das ist in der europäischen Geschichte ein wichtiges Thema und leider nicht nur ein historisches: Auch heute sind bedrohte und verfolgte Kunstschaffende gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen. Viele von ihnen kommen nach Deutschland - aus der Ukraine, aus Syrien, dem Iran, dem Irak oder aus China. Wie arbeiten sie hier, wie verändern Flucht und Exil ihr Werk? Die Gesprächsrunde „Kunst & Brot“ diskutiert dazu Arbeiten von Farkhondeh Shahroudi, Khaled Barakeh, Ai Weiwei und anderen.
Donnerstag, 13.03.2025, 18.00 Uhr, Stadtbibliothek > zu den Tickets
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© Sergey Nivens, Adobe Stock |
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Matinee über Exil-Kunst Eine dynamische Erzählreise durch die Werke von ExilkünstlerInnen mit mario el toro
Ob MalerInnen, MusikerInnen oder SchriftstellerInnen: Das Leben und Werk der ExilkünstlerInnen ist geprägt von Widerstandskraft, der Suche nach neuer Identität und dem unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Kunst. In einer Matinee präsentieren Poetry SlammerInnen die Werke und Biografien von KünstlerInnen, die aufgrund politischer Verfolgung in den Jahren 1933 - 45 ihre Heimat verlassen mussten. Der Kölner Künstler und Poetry Slammer mario el toro wird mit weiteren SlammerInnen die Lebensgeschichten und künstlerischen Schaffensprozesse der ExilkünstlerInnen aus neuen Perspektiven erzählen und sie dem Publikum auf bewegende Weise nahebringen.
Sonntag, 30.03.2025, 11.30 Uhr, Stadtmuseum > zu den Tickets
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Yu-Chin Ho (© Karl-Heinz Krauskopf) |
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Ein Klavierabend mit verfolgten Künstlern Yu-Chin Ho, Klavier
„Theresienstadt war und ist für mich Schule der Form. Früher, wo man Wucht und Last des stofflichen Lebens nicht fühlte, weil der Komfort, diese Magie der Zivilisation, sie verdrängte, war es leicht, die schöne Form zu schaffen“. Das schrieb der österreichische Komponist Viktor Ullmann (1898-1944) im Konzentrationslager Theresienstadt. Ullmann, der als Jude 1942 dorthin deportiert worden war, schuf in dem Lager unter anderem auch seine Klaviersonate Nr. 5, die an diesem Klavierabend auf dem Programm steht.
Während Ullmann 1944 in Auschwitz ermordet wurde, gelang Robert Kahn (1865-1951) noch 1939 die Flucht nach England. Von ihm erklingt „Zwischen Sommer und Herbst“, Opus 67 aus dem Jahr 1920. Ebenfalls zu den Komponisten, deren Werk im Zeichen des Terrors des nationalsozialistischen Deutschlands stand, gehört Arthur Lourié (1892-1966). Der russische Komponist war befreundet u.a. mit Igor Strawinsky und Pablo Picasso. Sein Werk „Formes en L'Air“, das Picasso gewidmet ist, zeigt Einflüsse des Kubismus. Lourié gilt als einer wichtigsten Vertreter des musikalischen Futurismus.
Neben jenen drei Komponisten aus der „verschollenen Generation“ spielt Yu-Chin Ho zwei Werke von Komponisten, die aus der Musikgeschichte nicht wegzudenken sind. Steht zu Anfang das Intermezzo a-moll Opus 118-1 von Johannes Brahms, beschließt sie das Konzert mit der berühmten und weit über ihre Zeit hinausweisenden Sonate c-moll, Op. 111 von Ludwig van Beethoven.
Samstag, 01.02.2025, 19.30 Uhr, Stadtmuseum > zu den Tickets
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Andreas Durban (© Andreas Durban) |
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Die zersägte Dame Ausflüge ins Berliner Kabarett Friedrich Holländers
Die Mezzosopranistin Juliane Bogner und der Bariton Bastian Röstl bringen berüchtigte Ohrwürmer Friedrich Holländers auf die Bühne. Der Schauspieler Andreas Durban rezitiert humoristische Texte von Kurt Tucholsky und anderen Kabarett-Poeten, die sich mit scharfer Feder gegen den aufkommenden Nationalsozialismus auflehnten. Neben einem Piano sorgen Bandoneon und Saxofon für das musikalische Flair des Berliner Kabaretts der 20er und 30er Jahre.
Friedrich Holländer, ein Meisterschüler Engelbert Humperdincks, reüssierte auf allen wichtigen Kabarettbühnen Berlins, die Ihre Blütezeit zwischen den beiden Weltkriegen erlebten. Nach der Machtübernahme Hitlers musste er wie viele seiner MitstreiterInnen aufgrund seiner jüdischen Abstammung Deutschland verlassen. Im Angedenken an ihn und andere, die sein Schicksal teilten, lässt der Liederabend einige ihrer unvergesslichen Werke wiederaufleben.
Samstag, 22.02.2025, 19.30 Uhr, Stadtmuseum > zu den Tickets
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Konzertlesung Neuland (Foto: privat) |
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Neuland - "Die Tränen, die auf Tasten fallen sollten, haben Deinen Brief benetzt." Konzert-Lesung mit Prof. Dr. Ute Büchter-Römer (Konzept und Rezitation) und Nadja Bulatovic (Klavier)
Von diesen Tränen schreibt Frédéric Chopin an seinen Freund Jan Matuszyński nach Polen. Und er fährt fort: „Ich hatte solche Sehnsucht nach Deiner Handschrift ...!“ In seinen Polonaisen und Nocturnes drückt Chopin seine Sehnsucht nach der Heimat aus, die er verließ, um sich auf Konzertreise zu begeben, dann aber, bedingt durch die politischen Verhältnisse in Polen, nicht mehr in sein Heimatland zurückkehrte. Die Emigranten, die in Buenos Aires strandeten, erfanden den Tango, Lebenssehnsucht und Melancholie; Heinrich Heine dichtete aus seiner „Matratzengruft“ in Paris sein „Deutschland – Ein Wintermärchen“; Alma Mahler-Werfel ging mit Franz Werfel ins Exil; Sergej Rachmaninow verließ Russland und kehrte nie wieder zurück, im Unterschied zu Sergej Prokofjew, der es in der Fremde nicht mehr aushielt und ins Russland Stalins zurückkehrte. Thomas Mann schrieb im Exil in Kalifornien: „Wo ich bin, ist Deutschland!“ Was meinte er?
Sie alle verband die Sehnsucht nach dem „Zuhause“, das sie, freiwillig oder gezwungen, verließen. Ute Büchter-Römer und Nadja Bulatovic spüren in ihrer Konzert-Lesung im Rahmen der Siegburger Museumsgespräche dieser Sehnsucht nach.
Donnerstag, 20.03.2025, 18.30 Uhr, Stadtmuseum > zu den Tickets
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Ehemaliges Warenhaus der Gebrüder Alsberg in der heutigen Bahnhofstraße, Archiv der Kreisstadt Siegburg |
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Exil und Migration aus Siegburger Sicht Stadtführungen mit Hans-Willi Kernenbach
Menschen kommen und gehen, sind Migrantinnen oder Migranten und werden im Einzelfall zum Exil gezwungen. Auch Siegburgs Geschichte und Gegenwart sind von Migration aber auch Flucht und Exil geprägt, angefangen mit den Benediktinern im Jahre 1064 bis in die Jahre 2015 und folgende und zuletzt die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine in Siegburg Sicherheit suchen.
Der 90minütige Stadtrundgang mit Hans-Willi Kernenbach zeigt Spuren von Migration und Exil in Siegburg auf und macht Hintergründe erlebbar. Ein Schwerpunkt ist die Vertreibung und Vernichtung jüdischen Lebens insbesondere nach 1933. Menschen verschwanden, ganze Familien, aber auch Geschäfte wie das Modehaus Alsberg. Kernenbach geht in seiner Führung darüber hinaus auf viele andere Aspekte von Exil und Migration ein. Mönche aus dem Ausland, ZwangsarbeiterInnen, politische Gefangene, Vertriebene nach den Kriegen, Auswandererschicksale. Mancher kehrte nach Jahren aus dem Exil zurück, andere kamen unfreiwillig – und blieben.
Ausgangspunkt des Rundgangs ist der Siegburger Bahnhof, der Ort in Siegburg, der wie kein zweiter für Auswanderung steht. Treffpunkt vor dem Stadtmuseum.
Sonntag, 16.02.2025, 14.00 Uhr, Haupteingang ICE Bahnhof Sonntag, 16.03.2025, 14.00 Uhr, Haupteingang ICE Bahnhof
Weitere Informationen: > zur Anmeldung (16.02.2025) > zur Anmeldung (16.03.2025)
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Marcel KöslingStreng geheim
Unsere Welt ist voller Geheimnisse: Wo befindet sich das legendäre Bernsteinzimmer? Fand die Mondlandung 1969 wirklich statt? Wie konnte Trump jemals Präsident werden? Und kann ein Pressetext jemals die Sensationalität einer Marcel Kösling-Show vermitteln?
Die Antwort auf all diese Fragen ist: „STRENG GEHEIM!“ – die Aufklärungs- und Erleuchtungsshow!. Natürlich von und mit Marcel Kösling, der hier, in seinem 4. Soloprogramm wieder mühelos Zabarett und Kauberei zu einem mitreißenden Mix vereint. Auch wenn ihm dabei manchmal die Buchstaben durcheinander purzeln – die Allzweckwaffe des jungen Kabaretts wird Antworten finden. Schockierend! Überraschend! Verwegen!
Freitag 24.1.2025, 20:00 Uhr, Stadtmuseum Tickets nur im Stadtmuseum
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Frau Hoepker (© ErikSattel) |
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Frau Höpker bittet zum GesangDas Mitsingkonzert!Frau Höpker ist ein singendes Phänomen! Schon seit 2008 begeistert die Ein-Frau-Show ihr Publikum mit einem musikalischen Gesangserlebnis das mehr ist als „nur“ gemeinsames Singen. Live am Klavier, ohne Netz und doppelten Boden bringt sie in kürzester Zeit einen großen Chor zusammen und singt sich mit ihm durch ein schier unerschöpfliches Repertoire. Ob Evergreens, Volkslieder, Schlager, beinahe vergessene Songs oder eines ihrer beliebten Medleys, mit ihrer unnachahmlichen Show trifft sie Abend für Abend mitten ins Herz ihres Publikums! Endlich feiert Frau Höpker Premiere in Siegburg! Samstag, 15.02.2025, 20.00 Uhr, RHEIN SIEG FORUM> zu den Tickets |
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Crossing Strings (© Lukas Bezila) |
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Feuerwerk der Saitenkunst Gitarrenkonzerte im Stadtmuseum 2025
Die Konzertreihe „Gitarrenkonzerte Siegburg“ bringt seit über 30 Jahren die facettenreiche Welt der Gitarre auf die Bühne. Auch 2025 können sich MusikliebhaberInnen auf vier Konzerte freuen, die das gesamte Spektrum dieses Instruments hörbar machen. Von Klassik bis Fingerstyle, von Jazz bis hin zu den leidenschaftlichen Klängen Lateinamerikas: Renommierte KünstlerInnen und Ensembles aus aller Welt präsentieren die Gitarre in ihrer ganzen Vielseitigkeit. Hier die Termine für 2025:
Crossing Strings am 29.03.2025
Crossing Strings sind ein Duo, das eine Synthese aus zwei sehr unterschiedlichen Welten darstellt: Carina Maria Linder hat sich Alter von 8 Jahren der klassischen Gitarre verschrieben. Später feierte sie Erfolge bei internationalen Gitarrenwettbewerben im klassischen Gitarrenduo. Markus Schlesinger geht regelmäßig als Fingerstyle-Gitarrist international auf Tour ist und Begründer des Vienna Fingerstyle Festivals.
Ivan Petricevic am 21.06.2025
Der international gefeierte Gitarrist Ivan Petricevic verzaubert mit feinfühliger Interpretation und technischer Perfektion. Seine Leidenschaft, klassische Musik einem breiten Publikum zugänglich zu machen, spiegelt sich in jeder Note wider. Das Konzert, in Kooperation mit der Engelbert-Humperdinck-Musikschule, ist ein Muss für Freunde gefühlvoller Klangreisen.
Jacques Stotzem am 20.09.2024
Jacques Stotzem ist einer der vielseitigsten Fingerstyle-Gitarristen der aktuellen Gitarrenszene. 1959 in Verviers geboren, hat der Belgier inzwischen 18 CDs eingespielt und gehört für viele Fans der akustischen Gitarrenmusik zu den absoluten Favoriten. Als Gast auf allen großen Festivals hat sich Stotzem mit seinem perfekt vorgetragenen Fingerstyle-Gitarrenspiel einen beachtlichen Fan-Kreis erspielt.
Roberto Moya am 15.11.2025
Roberto Moya ist aus der Siegburger Gitarrenreihe nicht wegzudenken. Jahr für Jahr vermag er es, das Siegburger Publikum zu verzaubern. Mit einem profunden Verständnis für die vielfältigen musikalischen Stile und Epochen interpretiert er auf seiner Gitarre spanische und lateinamerikanische Klänge.
Weitere Informationen: > Crossing Strings > Ivan Petricevic > Jacques Stotzem > Roberto Moya
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Das aktuelle Veranstaltungsangebot der Stadtbetriebe Bibliothek | Museum | Musikschule | RHEIN SIEG FORUM | Tourismus
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Visualisierung Oktopus (© SBS) |
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Geothermie und ein erhabenes Becken Das Freizeitbad Oktopus soll saniert werden
Das Freizeitbad Oktopus ist mit seinem vielfältigen Angebot ein Hotspot in Sachen Gesundheit für die Menschen in der Region. Das war ausführlich Thema in der letzten Ausgabe von PRO SPECT. Nun hat der Verwaltungsrat der Stadtbetriebe eine umfassende Modernisierung des Bades auf den Weg gebracht. Neben der bereits beschlossenen Sanierung des Schwimmerbeckens sollen eine Sanierung des Nichtschwimmerbeckens sowie eine weitgehend CO²neutrale Wärmeversorgung geprüft werden.
So könnten künftig rund 70% des Wärmebedarfs des gesamten Oktopus Komplexes durch eine neue Geothermieanlage und damit CO²-neutral gedeckt werden. Die 16 Jahre alte und damit deutlich in die Jahre gekommene Gastherme, die aktuell noch die Hauptlast der Wärmeversorgung trägt, würde damit obsolet. Die Geothermieanlage würde durch zwei bereits vorhandene Anlagen ergänzt – ein Blockheizkraftwerk, sowie eine Pelletanlage. Von den knapp 8 Mio € Investitionskosten könnten bis zu 80% vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert werden. Gespräche mit dem zuständigen Landesministerium laufen bereits.
Saniert werden soll zudem das Schwimmerbecken mit einer Edelstahlverkleidung der Beckeninnenwände. Hierzu wird nun das Vergabeverfahren eingeleitet. Mit der Sanierung werden die Beckenwände zugleich über die Ebene des Umlaufs gezogen (siehe Abb.), so dass gleichsam ein „erhabenes“ Becken entsteht. Diese Konstruktion wird nicht nur atmosphärisch eine Aufwertung, sondern auch eine deutlich verbesserte Barrierefreiheit beim Zugang zum Becken bedeuten. Der Verwaltungsrat hat die Stadtbetriebe beauftragt, zu prüfen, ob eine entsprechende Sanierung auch des Nichtschwimmerbeckens möglich ist.
Die Sanierungsmaßnahmen sollen 2026 beginnen und werden über rund 18 Monate gehen. An einer Interimslösung für diese Zeit wird bereits gearbeitet.
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Geplanter Ladepark an der Adenauerallee (© rhenag) |
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Ladepark an der Adenauerallee
Grünes Licht gab der Verwaltungsrat im Dezember den Stadtbetrieben in Sachen Ladepark an der Adenauerallee. Insgesamt 16 Ladestationen sollen dort im kommenden Jahr auf dem Gelände der Stadtbetriebe entstehen, davon acht Schnellladestationen. Die Anlage wird mit Solarpanelen überdacht und erzeugt so einen Gutteil des Stroms für die Ladestationen selbst. Weiteren Strom liefert die Stadtbetriebe Tochter energy4u, die grundsätzlich Ökostrom anbietet. Wer hier also künftig sein Fahrzeug lädt, fährt zu 100% mit Ökostrom. Die Investitionen in die Ladeinfrastruktur trägt die Rhenag, die auch Betreiberin der Anlage wird.
Ergänzt wird das Ladeangebot durch einen Kiosk, praktisch nicht zuletzt für diejenigen, die beim Warten auf ihr E-Mobil gern einen Kaffee trinken wollen. Aber auch für jene, die nicht auf ihr Auto warten können, sollen besondere Serviceleistungen angeboten werden.
Eine Bedarfsanalyse des Bundes zur Entwicklung der E-Mobilität in Kommunen hat für Siegburg einen erheblichen zusätzlichen Bedarf an Lademöglichkeiten vor allem im Innenstadt- und Bahnhofsbereich bis zum Jahr 2035 ergeben. Gemeinsam mit der rhenag wollen die Stadtbetriebe daraus die Konsequenzen ziehen. Insgesamt wollen die Stadtbetriebe gemeinsam mit der rhenag die Ladeinfrastruktur im Jahr 2025 verdreifachen, um so eine angemessene Grundversorgung für die Menschen in Siegburg zu schaffen.
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Stadtmuseum Siegburg (Foto: Kaja Maul) |
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Alte Fenster für das Museum Restauration von 41 Fenstern
Sage nochmal einer etwas gegen die deutsche Eiche. Das Holz der historischen Fenster des Stadtmuseums ist von so hoher Qualität, dass auch nach über 130 Jahren von insgesamt 46 dieser unter Denkmalschutz stehenden Fenster 41 restauriert werden können. Dazu werden die Rahmen komplett ausgebaut, aufgearbeitet und die Schlitze, in die das Glas der Fenster eingesetzt wird, von 3 auf 6mm erweitert. Das dickere Glas wird später für eine bessere Wärmedämmung sorgen. Die Arbeiten sind in vollem Gang, erkennbar am Gerüst an der Marktfassade des Stadtmuseums.
In drei Bauabschnitten werden insgesamt 102 Fensteranlagen saniert. Nicht alle stammen aus den 1890er Jahren. Viele wurden erst hundert Jahre später verbaut, als der Siegburger Architekt Hartmut de Corné dem Haus seine heutige Form und Funktion verlieh. Diese Fenster werden im Zuge der Arbeiten instand gesetzt.
Im ersten Bauabschnitt, der bis Ende April abgeschlossen sein wird, geht es um die historischen Fenster an der Marktfassade, gefolgt im zweiten Bauabschnitt von der Fassade Annostraße, die von Mai bis Anfang August eingerüstet sein wird. Auch hier gibt es zum Teil denkmalgeschützte Fenster, die aufwändig restauriert werden. Der dritte Bauabschnitt bleibt nach außen hin weitgehend unsichtbar, denn er betrifft die Fassade oberhalb des Sheddachs über dem Museumsforum. Mitte Oktober sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.
Das Timing ist bei den Arbeiten insofern von besonderer Bedeutung, als dass sämtliche Arbeiten bei laufendem Betrieb unternommen werden. Das Gesamtvolumen der Fenstersanierung beläuft sich auf rund 1,1 Mio. €, wovon die Restaurierung der historischen Fenster den größten Teil ausmacht, der allerdings auch vom Landschaftsverband Rheinland mit 100.000 € gefördert wird. Nach der Restaurierung dürften die Fenster noch einmal einige Jahrzehnte halten. Der hohen Holzqualität der deutschen Eiche aus dem 19. Jahrhundert sei Dank!
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Open Library (Foto: Stadtbibliothek Siegburg) |
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Open Library eröffnet Jeden Tag längere Öffnungszeiten
Am 7. Januar wurde die open library eröffnet und es spricht sich so langsam herum, was sich dahinter verbirgt: fünf Stunden längere Öffnungszeiten der Bibliothek. Jeden Tag! 30 Stunden mehr in der Woche. Täglich von 8 bis 20 Uhr steht das Haus nun allen offen, die einen Bibliotheksausweis haben. Ein digitales Einlasssystem macht stöbern, lesen, lernen und ausleihen auch ohne Bibliothekspersonal möglich. Das steht nach wie vor dienstags bis sonntags zwischen 10 und 17 Uhr für individuelle Anliegen persönlich zur Verfügung.
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v. l. n. r.: Inga Rendschmidt, Ltg. „Die Deichmäuse“, Marion Gall, Ltg. der „Deichhaus-Küken“, Thomas Druwe, Ltg. und Anna Baum, Medienpädagogin der Stadtbibliothek Siegburg nach der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags. |
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Fit für die ZukunftStadtbibliothek und Kitas kooperieren
Die Kinder für das Lesen begeistern und ihnen und ihren Eltern einen angemessenen Umgang mit digitalen Medien ermöglichen, darum geht es in der Zusammenarbeit zwischen der Stadtbibliothek Siegburg und dem Verbundfamilienzentrum Deichhaus, die in diesem Jahr startet.
Damit Vorschulkinder in Zeiten von Smartphone und Fernseher fit für den Alltag und die Schule sind, ist bereits frühzeitig eine breite Förderung wichtig. Hier übernehmen Kindertagesstätten und öffentliche Bibliotheken eine zentrale Rolle. Um die jeweiligen Stärken der Lernorte zu bündeln, arbeiten das Verbundfamilienzentrum Deichhaus, bestehend aus den Kindertageseinrichtungen Die Deichmäuse, Deichhaus-Küken und Arkadaş und die Stadtbibliothek Siegburg ab sofort im Rahmen einer Bildungspartnerschaft eng zusammen.
So werden u.a. alle Vorschulkinder der drei Einrichtungen im kommenden Jahr das Bilderbuchkino der Bibliothek besuchen. Bei einer mediengestützten Bibliotheksrallye mit kindgerechten Robotern, werden die Kinder die Kinderbibliothek und ihre vielfältigen Möglichkeiten kennenlernen. Die Fachkräfte der drei Kitas können Medienboxen mit Büchern und Hörspielen zu bestimmten Themen und Sprachen ausleihen.
Allen Beteiligten ist besonders wichtig, auch den Eltern passgenaue Angebote zu machen. Zum Beispiel wird es eine Informationsveranstaltung zur altersgerechten Mediennutzung geben und so die Eltern eingeladen, die Möglichkeiten der Bibliothek für ihre Kinder zu erkunden. Nach Evaluierung einer einjährigen Erprobungsphase werden die Angebote an die Bedarfe von Kindern und Eltern angepasst. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Institutionen zu verstetigen und auszubauen.
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Lupus mit Glaskugel (Foto: SBS) |
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Vorweihnachtliches Mittelalter in Siegburg Ein Rückblick
Mit deutlich mehr als 200.000 Besuchern in 4 Wochen war der Mittelalterliche Markt zur Weihnachtszeit in Siegburg auch in diesem Jahr wieder eine große Attraktion mit weit überregionaler Ausstrahlung. Auf dem Markt waren Sprachen wie Englisch, Chinesisch, Französisch oder Italienisch zu hören, Busse brachten Gäste aus Belgien, den Niederlanden, Niedersachsen, Hessen und sogar der Schweiz in die Kreisstadt. Neue Angebote fanden großen Anklang, darunter ein Skizzenworkshop, bei dem der Siegburger Künstler Volker Bremer die Teilnehmer dazu einlud, das Markttreiben und die Kostüme zeichnerisch festzuhalten, ein Textilworkshop, in dem historische Web- und Stricktechniken vorgestellt wurden und Tandaniel - der Geschichtenweber - der seine Gäste einlud mit ihm spannende oder auch humorvolle Erzählungen und Märchen zu weben. Bewegte Bilder vom bunten Treiben auf dem Mittelalterlichen Markt gibt es hier.
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Ferdi Büchel (Foto: privat) |
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Ferdi Büchel Der Ehrenpräsident im Interview
Nach 22 Jahren hat Ferdi Büchel das Präsidentenamt der Siegburger Funken Blau-Weiß an Peter Stangier übergeben. Er selbst wurde Ehrenpräsident. Die laufende Session ist somit die erste seit mehr als zwei Jahrzehnten, in der Büchel nicht die Sitzungen der Blauen Funken moderiert. Eine Zäsur mag Büchel im Wechsel an der Vereinsspitze dennoch nicht sehen. Personen seien nicht wo wichtig, sagt er, wichtig sei nur der Verein. Zäsur oder nicht, Büchels Abschied als Präsident und Moderator ist in jedem Fall ein Anlass, einmal nachzufragen. Mit Ferdi Büchel sprach Frank Baake, in dessen Amtszeit als Direktor des RHEIN SIEG FORUMS Büchel mit seinen Funken das RHEIN SIEG FORUM zu einer Karnevalshochburg gemacht hat.
Baake: Ferdi, bist du ein Narr?
Büchel: Ja! Ein Narr ist ein Mensch, der über sich selbst lachen kann. Das kann ich. Andere zum Lachen zu bringen, ist einfach. In dem man zum Beispiel Witze über andere macht. Aber darum geht es nicht. Der Narr macht sich selbst zum Narren, das ist das Besondere an ihm. Er ist der anerkannte Jeck. Die Rolle spiele ich gern.
Baake: Welche gesellschaftliche Rolle spielt der Karneval heute für dich?
Büchel: Für mich hat der Karneval zwei Kernaufgaben: die Pflege des Brauchtums, das heißt Veranstaltungen zu organisieren, in denen die Menschen über gesellschaftliche Barrieren hinweg gemeinsam Spaß haben, sich von Alltag und Sorgen ablenken können. Gerade auch jetzt in dieser Zeit wieder. Die zweite, vielleicht sogar wichtigere Aufgabe, ist die Jugendarbeit.
Baake: Mehr als ein drittel der Aktiven der Blauen Funken sind Kinder und Jugendliche.
Büchel: Wir bieten mit unseren Tanzgruppen über 120 jungen Menschen eine Heimat und Orientierung. Die Kinder und Jugendlichen lernen dort, sich einzubringen, an gruppendynamischen Prozessen teilzuhaben. Sie lernen, wie Gesellschaft funktioniert und man gemeinsam Ziele erreicht.
Baake: Und es ist ja ziemlich spektakulär, was da entsteht.
Büchel: Ja, das ist so. Uns zeichnen zwei Aspekte aus. Zum einen sind es die akrobatischen Tänze in traditioneller Uniform. Das macht sonst keiner. Was wir in den letzten 15 Jahren entwickelt haben, ist die Kombination von anspruchsvollen tänzerischen Elementen und Akrobatik. In Choreographie und Bühnenaufbau setzen wir uns enorm von den anderen ab. Und darum werden wir dann auch nach München oder nach Hamburg eingeladen.
Baake: Ich komme noch einmal zu dem Narren auf der Bühne, zu dir persönlich. Wo hast du das gelernt? Das Entertainen und das Singen?
Büchel: Nun, ich kann ja nicht wirklich singen. Ich tu es, ich treffe auch viele Töne. Es hat sich einfach so ergeben. Das Entertainen habe ich auf dem Markt gelernt, wo meine Familie mehr als 100 Jahre einen Stand hatte. Von Kindesbeinen an habe dort mitgeholfen und so früh erlebt, dass man Kunden jeglichen Milieus etwas bieten muss, und zwar nicht nur Ware, sondern auch ein Gespräch. Auch in meinem Beruf habe ich gelernt, aufzutreten und Präsenz zu zeigen. Der Rest war Training auf der Bühne.
Baake: Ferdi, die erste Session seit 22 Jahren stehst du nicht mehr im Vordergrund. Wie fühlst du dich dabei?
Büchel: Der Wechsel zu meinem Nachfolger Peter Stangier ist sehr gut gelungen, und ich muss nun keine Moderationen mehr vorbereiten, habe da keine Verantwortung mehr. Das macht schon ein Stück ruhiger. Natürlich vermisse ich auch das ein oder andere. Aber ich fühle mich wohl damit, jetzt gegangen zu sein, denn ich konnte selbst entscheiden, wann ich gehe. Das war mir wichtig.
Baake: Ferdi, vielen Dank!
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